Nomen est omen? Diese Frage höre ich oft, wenn ich neue Menschen treffe und ihnen sage, was ich beruflich mache. Bin ich ein Schreib-Talent? Tja, zumindest schreibe ich, seit ich in der Schule gelernt habe, Buchstaben aneinander zu reihen. Sie wurden schnell meine Freunde. Ich schrieb und las mit Begeisterung. Und schon damals war mir klar: Wenn ich gross bin, arbeite ich bei einer Zeitung – nicht nur wegen meiner Leidenschaft fürs Lesen und Schreiben, sondern auch wegen meiner Neugier. Meine Familie hatte oft ihre liebe Mühe, mir meine unzähligen Fragen zu beantworten. Als Teenager verfasste ich meine erste Kurzgeschichte über ein jüdisches Mädchen, das sich während des Zweiten Weltkriegs in einen deutschen Soldaten verliebt und mit ihm durch Europa in die Schweiz flüchtet.
Nach meinem Lehrabschluss als Büroangestellte Ende der 1990er-Jahre unterzeichnete ich meinen ersten Arbeitsvertrag als Empfangssekretärin in einem Architekturbüro. Auf dem Heimweg rief mich der Chefredaktor einer Lokalzeitung an. Einige Wochen zuvor hatte ich mich – mit meinen Schulaufsätzen als Schriftproben – dort als Redaktorin beworben. Er bot mir einen befristeten Job an mit Option auf eine Festanstellung, wenn ich gute Arbeit abliefern würde. Ich sprang also ins kalte Wasser und hoffte, dass nomen tatsächlich omen sein würde. Offenbar war das so, denn ich bekam nach einigen Monaten meine Festanstellung und lernte das Zeitungshandwerk von der Pike auf.