Andreas Nentwich

Geboren wurde ich vor langer Zeit in einer hessischen Kleinstadt. Ich studierte Germanistik und Kunstgeschichte. Dann fing ich an beim Verlag. Das war schön, aber nicht meins. Ich wollte schreiben. Also hörte ich auf und schrieb. Über Bücher. Plötzlich hiess ich Literaturkritiker. Erstaunt betrachtete ich mich im Spiegel (immer mit mittlerem Wohlgefallen) und sagte: «Literaturkritiker!» Was den Leuten so einfällt!

Das Grübeln über die Frage, ob ich selbst mich als Literaturkritiker fühle, erübrigte sich, als ich von Deutschland in die Schweiz ging und eine Stelle bei einem Magazin annahm. Plötzlich machte ich Hefte, entwickelte Themen, schrieb über Dinge, von denen ich wenig verstand, die ich aber liebte, wie die Musik.
Beim nächsten Magazin schrieb ich über Dinge, die ich liebte und von denen ich schon etwas mehr verstand, nämlich über Orte und Architektur, und ich porträtierte Menschen. Ich schrieb auch ein kleines Buch, über mein Vorbild im Hintersinn, den Feuilletonisten Alfred Polgar. Längst hatte ich begriffen, dass es mir immer um Sprache gegangen war. Wohin und wie weit komme ich mit ihr? Wie muss ich die Wörter setzen, damit Dinge, Menschen, Städte, Landschaften, Alltagsmomente, auch Bücher, ins Bild kommen, für andere Menschen sinnlich erfahrbar werden? Kann ich etwas im Medium der Sprache noch einmal erschaffen – schöpferisch sein?

Mein Beruf also: Schreiben. Nie vollständig beherrschbar. Mein Lernziel seit Jahren: Klar und einfach werden ohne Einbusse an Anspruch und Hintersinn. Beim Texter kann ich alle meine Interessen zusammenführen und meinem Lernziel näher kommen, Tag für Tag, Text für Text.